3. Grenzwanderung des Heimat- und Geschichtsvereins Dorfprozelten

 

Am Samstag, 06.11.2021, trafen sich bei herrlichem Herbstwetter 17 Heimatfreund*innen in der Steingasse, um den letzten Abschnitt der Dorfprozeltener Grenzen kennenzulernen. In den Vorjahren wurden bereits unter fachkundiger Begleitung unseres Feldgeschworenenobmanns Stefan Kuhn die Gemarkungsgrenzen Richtung Collenberg und Stadtprozelten erkundet, so dass für heuer noch die Gemarkungsgrenze Richtung Wildensee verlieb.
 
Zunächst ging es zu der neuen Schutzhütte, von wo aus die Wanderung direkt zum ca. 2 km entfernten Nonnenbild führte. Dort erklärte unser Vorsitzender Wolfgang Heim die Bedeutung des Flurdenkmals. Im Sockel ist zu erkennen, dass es im Jahre 1709 errichtet wurde. Somit ist dieses Denkmal eines der ältesten in unserer Gemarkung und entsprechend hatte daran auch der Zahn der Zeit genagt. Da die barocke Kreuzigungsgruppe kaum mehr zu erkennen war, entschied der Heimat- und Geschichtsverein im Jahre 2005 zusammen mit dem Denkmalschutz und dem Kreisbauamt das obere Teil zu „vieren“, d.h. teilweise zu ersetzen. Der Sandstein war aber über die Jahrhunderte so verwittert und angegriffen, dass Steinbildhauermeister Alexander Schwarz das Oberteil komplett erneuern musste. Das Original steht heute in der Steinhauerwerkstatt des Heimatmuseums.

Im Sockel wurde die Inschrift wieder lesbar gemacht. Daraus ist zu entnehmen, dass Michael Geis vom Oberen Hof, der in Dorfprozelten im Jahre 1695 geheiratet hatte, dieses Denkmal errichten ließ. Es gibt verschiedene Überlieferungen für die Aufstellung, z.B. dass er es bauen ließ, weil eines seiner neun Kinder verstorben war, andererseits soll es als Sühne für eine betrügerische Handlung aufgestellt worden sein. Die 3. Version lautet, dass er beim Stallbau Steine einer alten Kapelle verwendet und seitdem nur noch Unglück hatte. Mit dem Denkmal wollte er dieses abwenden. Stefan Kuhn nannte eine weitere Erklärung aus dem Flyer „Mord und Totschlag: Spurensuche im mörderischen Spessart“, wo ein Adeliger ein Hirtenmädchen, seine heimliche Geliebte, mit Pfeil und Bogen getötet haben soll, als er auf der Jagd nach Rotwild war. Dieser empfand tiefste Reue und baute am Platz des Unglücks das Denkmal. Letztgenanntes dürfte aber eher einer Legende sein.

Wildensee ist mit Dorfprozelten seit jeher eng verbunden und wurde über Jahrhunderte kirchlich von Dorfprozelten betreut. Der „Nonnenwald“, in dem das Denkmal steht, ging im Zuge der Säkularisierung vom Zisterzienserkloster Himmelthal an den Staat und wurde am 15.03.1825 für 10007 Gulden dem Forstamt Bischbrunn ersteigert, zuzüglich 200 Gulden für den Nonnenacker. Damit wurde er eine der insgesamt 32 Waldabteilungen Dorfprozeltens, die allesamt noch ihre alten Namen führen.

Naturführer Albert Steffl informierte über Biotopbäume, die geschützt und gekennzeichnet sind, H bedeutet Horstbaum und T bedeutet Totbaum. Diese Bäume sollen für den Vogelflug geschützt werden und dürfen nicht gefällt werden. Zu den Wanderwegen erklärte er deren Einstufung anhand des Kulturweges Spessartsteig 2, dem wir auch ein Stück an der Grenze entlang folgten und die Grenzsteine suchten. Erwähnenswert waren die „Dreimärker“, die 3 Gemarkungen abgrenzen. Interessant ist, dass die Dorfprozeltener Gemarkung fast bis zum Ort Wildensee reicht.
 
Nach der Einkehr in Wildensee endete die letzte Wanderung dieser Veranstaltungsreihe in der Waldabteilung „Seedelle“, von wo aus der Heimweg angetreten wurde.