Heimatmuseum im alten Bahnhof

Heimatmuseum im alten Bahnhof

Nachdem dem Heimat- und Geschichtsverein Dorfprozelten von der Gemeinde Dorfprozelten das ehemalige Bahnhofsgebäude als Museum zur Verfügung gestellt worden war, fanden darin etliche Ausstellungen zu verschiedensten für Dorfprozelten interessanten historischen Themen statt. Im Untergeschoss ist eine vollständig eingerichtete und ausgestattete Steinhauerwerkstatt als Dauerausstellung eingerichtet, in der sich der Herrgott vom Dreikreuz, ein Torso aus dem Jahr 1629, und einige weitere aus Sandstein gefertigte Exponate befinden.

 

 

Steinhauerausstellung im Keller 2019 baute der Heimat- und Geschichtsverein hinter dem Museum aus alten Materialien und möglichst originalgetreu eine Steinhauerhütte. Diese offenen Hütten gab es früher in großer Anzahl im Bereich der  zahlreichen Steinbrüche in der Umgebung, darin wurden von den Steinhauern die Sandsteine weiterverarbeitet. Im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in Dorfprozelten etwa 120 Steinhauer in Kleinbetrieben mit maximal 20 Arbeitern, was bedeutet, dass jeder dritte arbeitsfähige Mann im Steinbruch beschäftigt war. Nachweislich bekannt ist auch, dass in Dorfprozelten in den Hütten eher grobere Arbeiten wie das beschwerliche Behauen von Mauer-, Mühl- und Pflastersteinen stattfanden. Der Verdienst war für die Verhältnisse um die Jahrhundertwende besser als bei anderen Berufen. Das könnte Neid erzeugt haben, vielleicht wurden die Steinhauer deswegen auch etwas verächtlich „Staabümber“ genannt.

 

Steinhauerhütte Nachbau

Zur Einweihung  der Steinhauerhütte waren dort auch die 1880 vom Steinhauerunterstützungsverein für 61,50 Mark beschaffte Steinhauertrauerfahne und die damalige Vereinsfahne, die sich normal in der Steinhauerwerkstatt im Museum befinden, ausgestellt. Der Steinhauerunterstützungsverein wurde zur Absicherung der Steinhauer gegründet, weil diese keinen Lohn bekamen, wenn sie verletzt oder krank waren. Am schlimmsten war für die Steinhauer aber die Tatsache, dass sie ständig den Feinstaub einatmeten und deshalb oft an der „Steinhauerkrankheit“, einer Art  Staublunge, erkrankten. Während das durchschnittliche Lebensalter anderer Berufsgruppen etwa 60 Jahre betrug, waren es bei Steinhauern nur 44,5 Jahre. Viele  kamen auch durch Unglücksfälle im Steinbruch ums Leben und hinterließen  Familien ohne Ernährer. Die notwendigste Grundversorgung dieser Familien wurde ebenfalls von dem 1866 gegründeten Steinhauerunterstützungsverein abgesichert, für damalige Verhältnisse eine sehr solidarische und soziale Einrichtung.
Die Anzahl der Steinhauer ging nach dem 1. Weltkrieg, als die Bauindustrie auf neue Baustoffe umstellte, zurück und 1958 wurde die Arbeit in den Steinhauerhütten endgültig eingestellt.

 

 

Bergbremsbahn Bereits 2004 wurde eine aus den hiesigen Steinbrüchen vom Heimat- und Geschichtsverein geborgene verschüttete Bergbremsbahn originalgetreu am Bahnplatz wieder aufgebaut. Auch ein Kindergrabstein der Fam. Söller aus Stadtprozelten und zahlreiche Grenzsteine  sind dort zu besichtigen.